Onyx schnarcht
Onyx schnarcht!
Onyx ist mein schwarzer Kater, mit ausdrücklicher Betonung auf »meiner«! Weil er meistens neben meinem Kopf liegt oder sonstwie an mir klebt, behauptet Heike fälschlicherweise, ich sei die alleinige Quelle und Ursache des sägenden Geräuschs. Egal ob auf meinem Schreibtisch, dem Sofa oder auf meinem Schoß – Onyx rüsselt!
Manchmal stelle ich mir insgeheim die Frage, wen mein Weib nun mehr liebt – Onyx oder mich? Mich, weil sie trotz meines angeblichen Schlafgeräusches immer noch mit mir ihre Kemenate teilt – meines Erachtens handelt es sich hierbei nur um ein zartes nasales Zirpen, das eher einschläfernd wirkt, denn die Nachtruhe störend –, oder liebt sie ihr geliebtes Katerchen noch mehr, ihren kleinen schwarzen Prinzen, den sie wider besseren Wissens in Schutz nimmt und mich an seiner Stelle des Schnarchens bezichtigt. Nun, einmal hatte sie sich verraten: »Das hat er sich wohl bei dir abgeguckt«, meinte Heike, »aber du bist lauter!« Aha! Egal, wer hier die Henne ist oder wer das Ei, sie gibt zu, dass Onyx schnarcht! Wahrscheinlich aber bin ich weder Henne noch Ei, zumindest habe ich mich noch nie scharchen gehört. Und ich habe einen leichten Schlaf! Ich muss kurz die Niederschrift unterbrechen, – mein Weib steht hinter mir und lacht sich schräg … –
Wahr hingegen ist, dass Onyx beim Schlafen … sagen wir mal, er warnt damit allzu kecke Mäuse, dass hier ein gefährlicher Kater wacht. Na gut, »wacht« ist wohl der falsche Ausdruck, aber zumindest versucht er noch im Schlaf Angst und Schrecken unter den Nagern des Hauses zu verbreiten. Genauso, wie die Evolution uns Männer gelehrt hat, mit angsteinfößendem Schalldruck nächtens die wilden Tiere von den Höhlen unserer Sippen fern zu halten. Hat sich schon was dabei gedacht, unsere weise »Mutter Natur« – und wie die Geschichte weiß, hatte sie zu hundert Prozent Recht: Kein einziger Säbelzahntiger hat je meine Höhle heimgesucht und das obwohl (falls überhaupt) ich nicht einmal laut schnarche!
… (der Rest der Geschichte kommt noch. Irgendwann. Hoffentlich. Ist noch nicht im Kopf.)
Nachtrag: Onyx lebte mit uns von 2000 bis 2016. Benannt hatte ich ihn nach Gerd Siemoneits schwarzen Panther Onyx in der gleichnamigen TV-Serie aus den 1960-ern. Damals wollte ich unbedingt Dompteur werden und wünschte mir sehnlichst einen schwarzen Panther. Auch im Dschungelbuch liebte ich den samtpfotigen, tapferen Bagheera. Mehr als dreißg Jahre später stand dann dieser schwarze Kater krähend vor der Verandatüre und blieb. Erst zum gucken und fressen, dann für immer – im Herzen. Und beim Namen machte Siemoneit das Rennen vor Kipling.