Es war einmal …
Lese gerade im Fratzenbuch (Facebook) wie sich jemand darüber beklagt, dass unsere Kinder überhaupt nicht mehr die schönen Märchen aus der guten alten Zeit kennen. Ach ja, seufz, ich kann mich noch gut an die überlieferten Sitten und althergebrachten Bräuche erinnern! Zum Beispiel Kinder paarweise im Wald auszusetzen oder Hexen hinterrücks in den Ofen zu bugsieren. Äpfel vergiften, böse Stiefmütter in Bleischuhen zu Tode letsdancen zu lassen – alles kein Problem! In jenen Tagen wurde eben manches, wenn nicht gar alles total easy gehändelt.
All das war einmal: Wenn Germaniens Next-Top-Modell bei der Challenge nicht ins High Heel passte, hackte es sich schon mal kurzentschlossen ein Stück vom Füßchen ab. Gottlob wachte aber bereits damals eine Jury schräger Vögel darüber, dass derlei Schu(h)mmeleien nicht unentdeckt blieben und der hochdotierte Couturier-Vertrag letztlich dem wahren Taschenputtel, äh, Aschenduppel (na, oder so ähnlich) zugeschanzt wurde. Gernot Hassknecht hieß noch Rumpelstilzchen und war kein herumspinnender Choleriker, sondern er spann tatsächlich Gold. Und er zerriss nicht andere, sondern letztlich nur sich selbst. Das aber dann doch cholerisch. Wünschte man sich Dinge, die außerhalb der eigenen finanziellen Möglichkeiten lagen, orderte man sie nicht etwa auf Kredit bei Amazon. Nein, man simsalabimste! Prinzessinnen küssten für einen kleinen güldnen Ball selbst glibberige Frösche! Mein Neuzeit-Sneewittchen knutschte dahegen lieber einen Typen aus der Parallelklasse und nicht etwa mich. Trotz meines WM-Balls von Adidas. Der Konkurrent hatte zwar Akne wie eine Gelbbauchunke, aber eben auch eine Herkules mit Soziussitz. Und ich infolge rezessionärer Entwicklungen auf dem Taschengeld-Parketthandel eine Scheißpubertät.
Wölfe mussten in jenen Tagen noch nicht neu angesiedelt werden und für gerissene Haustiere gab es damals keine Entschädigung von Vater Staat. Stattdessen füllte man ungezogenen Wölfen die Bäuche mit Großmüttern nebst dazugehörigen Enkelinnen. Behelfsweise auch mit Wackersteinen. Oder mit jungen Geißlein. Ausgenommen solchen aus Standuhrenhaltung.
Prinzessinnen mussten schon damals dazu verdienen und machten zum Beispiel Matratzentests mit Erbsen. Oder waren es Prinzess-Bohnen? Egal, auf jeden Fall aber ohne den lüsternen Prinzen. Inzwischen macht sowas die Stiftung Warentest. Auch ohne Prinzen. Die modeln jetzt und posen im Regal auf der Keksrolle. Einbeinige Soldaten wurden aus Zinn gemacht. In Handarbeit. Heute machen das Panzer. Im Handumdrehen. Vermutlich ist Zinn zu teuer geworden, Prothesen sind anscheinend günstiger. Kater trugen dazumal Stiefel, konnten sprechen und keine Sau, selbst die Mensch Gewordenen, wunderte sich darüber. War irgendwie schon ’ne coole Zeit! Wenn ich mir allerdings vorstelle, mein schwarzer Hauspanther Onyx würde mich anquatschen, obendrein noch mit Räuberhut, in Stulpenstiefeln und im Musketierfrack – ich würde vor Schreck glatt meinen Joint verschlucken! Quatsch, ich mach doch nur Blödsinn, Joints sind doch verboten! Man weiß heutzutage ja nie, wer gerade so mitliest …
Übrigens schneit es grad wieder. Mich fröstelt! Das Feuer im Kamin ist auch schon fast niedergebrannt. Besser, ich lege noch eine Hexe nach, sicher ist sicher! Ich schick schon mal die Kinder in den Wald, um Nachschub zu besorgen …
Vorsorlicher Disclaimer, bevor hier ein Shitstorm einsetzt:
Ich habe nie, in meinem ganzen Leben nicht, auch nicht in einem früheren Karma, Hexen misshandelt oder verbrannt. Nicht einmal während der Ölkrise! Wie sollte ich auch, Hexen gehören inzwischen zu den vom Aussterben bedrohten Bösewichtern und sind eine echte Rarität geworden. Die katholische Inquisition war in dieser Hinsicht äußerst gründlich. Wir haben darum auf Pellets umgestellt. Der Vatikan inzwischen auch. Glaub ich. Und Kinder schickt man heutzutage auch nicht mehr unbeaufsichtigt in den Wald. Könnt ja Gott-weiß-was passieren. Unsere Kinder bleiben ungeschickt zuhause!
Vorsorglich distanziere ich mich auch von der Verwendung jeglicher Form von Drogen – außer Koffein, Woize, Schnupftabak und Viagra! Ich habe noch nie, zu keiner Zeit, sogenannte Joints inhaliert! Högschdens versehentlich, in Unkenntnis! Sozusagen in unkenntlichem Versehen – oder so. Das schwöre ich beim Leben des Papstes! Moment mal, was steht da im Ticker? Eilmeldung aus dem Vatikan? Holy Shit! (Nein, nicht der Scheiß, ich meinte schon den exorektalen!)
Disclaimer zum Disclaimer: Das mit dem Papst-Ticker war selbstverständlich auch nur Spaß! Schon wieder! Auch erfolgte die Verwendung des Begriffs Shit unter Ausschluss jeglicher Doppeldeutigkeit! Etwaige Missinterpretationen gehen zu Lasten der Fremdvorstellung böswilliger Dritter. Die Geschichte ist aus, da drüben läuft ’ne Maus und wer sie fängt – darf sich eine grooooße Fellmütze draus machen!
Warnung:
Wer Märchen fälscht oder verfälscht oder falsche oder verfälschte in Umlauf bringt, wird mit Märchenhaft nicht unter sieben Zwergen bestraft.