Elvis & The Cat Pack

6 Uhr 57, morgens in Deutschland

Ich stehe vor dem Küchentresen und versuche durch schlafverquollene Augenlider hindurch Brot und Hand voneinander zu scheiden. Das Messer säbelt wie ferngesteuert Flavias Pausenstulle vom Brotlaib, die Platte bleibt unrot, soweit alles noch in bester Ordnung.

Nebendran köchelt der Milchtopf – ich hatte den Fehler gemacht, meiner Tochter die freie Wahl ihres Frühstücks zu lassen, also gibt’s Grießbrei mit Zimt und karamellisiertem Apfelschnitz. Was für ein Aufwand am frühen Morgen! Wird mir eine Lehre sein!

Alles kein Problem, bis – ja, bis unsere vier Monate alten Babykatzen auf den Plan treten. Es wird zunehmend schwierig, nein, eigentlich unmöglich, gleichzeitig den Brei umzurühren, Brote zu schmieren, Kornkaffee zu kochen und dazu noch halbstarke Katzenflegel abzuwehren.

Lästig wie die Stubenfliegen versuchen diese Kulturfolger auf alle erdenklichen, aber auch auf absolut unvorhersehbare Weisen, Wurstscheiben zu ergattern, in den Topf zu gucken („Aaah, riecht das guuut!“) oder Butter vom Tisch zu stiebitzen.

Bislang waren meine Abwehrversuche erfolgreich, aber nun habe ich das Gefühl, es braut sich was zusammen –

Unsere vier Nachwuchs-Guerilleros stecken die Köpfe zusammen und es hat den Anschein, als würde Räuberhauptmann Elvis Parolen ausgeben!?

Zwar ist mein Misstrauen geweckt, aber dann werde ich vom Blubbern im Milchtopf abgelenkt. Jetzt wäre mir doch fast der Brei angebrannt! Das nächste, was ich wahrnehme, ist ein Knabbern und Zerren an meinen Pantoffeln und im darauffolgenden Augenblick verspüre ich einen stechenden Schmerz im linken Bein.

Während Elvis versucht, meine Schlappen zu entführen, klettern gleichzeitig Nera und Felice an meinem linken Bein hoch. Dabei ziehen sie meine Schlafanzughose in Richtung Wade. Knapp oberhalb des Knies stoppe ich das Pyjama-Sliding durch eine gewagte Beinspreize.

Natürlich bin ich mit dem breiverklebten Kochlöffel in der einen Hand und dem Hosenbund in der anderen nur bedingt abwehrbereit. Vor allem aber hangeln zwei jagdfiebernde Stubentiger mit messerscharfen Klauen an mir herum – in bedenklicher Nähe meiner Pretiosen.

Aus dem Augenwinkel sehe ich, wie Twoface einen kompletten Camembert in seine Fänge bekommt und mit seiner Beute unerreichbar in den Untiefen der Einbauschränke entschwindet.

Augenblicklich lassen seine Kumpane von mir ab und entfliehen in seine Richtung. Zu hören ist nur noch ein Knurren und Zerren um die Beute, gefolgt von einem vielschlündigen Schmatzen.

Wer behauptet, Katzen seien Einzelgänger? Pah – das eben war ausgeklügeltes und strategisch ausgeführtes Teamwork!

Das sind ja keine Katzen, das ist das reinste Wolfsrudel!